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Oh nein oh nein oh nein, schlimm schlimm schlimm!

Oder: Notizen eines Abends in Bremerhaven – die Stadt in der ich zur Welt kam und die ich dann ziemlich flink nur 25,5 Jahre später nach Schule & Studium wieder verlies.

Manchmal treibt es einen ja doch noch wieder zurück an alte Wirkungsstätte. Feste wie Weihnachten oder Ostern oder einfach auch mal ganz ohne Grund – so geschehen Freitag vor gut 3 Wochen. Erst jetzt finde ich die Worte, um diese Stunden von damals zu umschreiben.

Für mich sind diese Abende immer äußerst skuril. Mir kommt es so vor als würde ich in eine andere Epoche reisen. Dabei ist es ja nur die Rückkehr in einen früheren Lebensabschnitt. Gibt es etwa ein schwarzes Loch oder eine Art Zeitmaschine auf dem Weg nach Bremerhaven? Gefühlt defintiv, in der Realität würd ich sagen eher nicht – sonst hätte man davon sicher schon irgendwo gelesen.

Für mich began der eigentliche Freitag quasi mit dem Verlassen der elterlichen vier Wände im idylischen Niedersachen. 3 Minuten später erreicht ich bereits Bremerhaven. An der Bushaltestelle wartete mit mir ein fülliges Emo-Mädchen, die ganz bestimmt auf dem Weg ins Muckefuck war um sich mit ihren 10 depressiven und emotional verwahrlosten Freunde eine Flasche Met zu teilen. Dachte ich, jedoch sah ich sie nie wieder.

Vom Hauptbahnhof wurde ich im Volvo mit in die Bürger genommen. Erstes Ziel: Muckefuck mit Sina & Larsen. Biere kaputt machen, passiv rauchen, Heavy Metal und so’n Zeugs hören. An die sonstigen Gäste kann ich mich nicht mehr so recht erinnern, war aber glaub‘ ich der typische Mix aus Mittelalter-Rollenspiel-Informatikern mit Zwirbelbart und Hut sowie Nachwuchsgothics mit Bondage-Shirt und der passenden Attitüde aus dem XtraX-Mailorder (gibt’s ab 100 Euro Warenwert kostenlos zu jeder Bestellung). Nachdem die Klamotten bereits ordentlich durchgeräuchert waren Ortswechsel: ab ins Yesterday.

Dass dieser verratzte Laden sich über Jahre/Jahrzehnte halten kann ist mir immer wieder ein Rätsel. Das Konzept ist wohl, dass es kein Konzept gibt – und das geht auf. Oder ist es mehr der Mangel an Alternativen, der die Bremerhavener in den Stinkeladen treibt (mich zieht’s ja auch bei den wenigen Besuchen irgendwie ins Yesteday, tja, wo soll man auch sonst hin)?

However… nachdem die verlobte Begleitung gegen die trinkfeste Etzel ausgetauscht wurde ging’s weiter. Irgendwer hat Musik aufgelegt, irgendwer hat mir auch Getränke gebracht und mit irgendwem habe ich mich unterhalten. Abende im Yesterday enden meistens so, dass man die Welt nur noch sehr diffus wie durch Wattebäuschchen sieht. Das ist oft auch besser so. Mal führt man den selbstzerstörerischen Zustand schnell her, machmal noch schneller (mit Kopp-ab-Kurzen oder solchem Teufelszeug… davon wurde aber in dieser besagten Freitag Nacht kein Gebrauch gemacht). Wie man es auch angeht, es läuft jedes mal auf das gleiche Ergebnis hinaus. Man macht sich ’nen Bunten.

Zu einer Geburtstagsparty der Freundin eines entfernten Bekannten wurde ich dann auch noch eingeladen. Man muss schon sagen, dass ich in keiner anderen Stadt an einem Abend so viele verschiedene Gespräche führe – total irre dieses Bremerhaven. Ins Rüssel gings auch nochmal kurz, dann wieder Yesterday und dann war auch irgendwann echt mal gut. Wenn das Bier (Ergänzung: selbst in eiskaltem Zustand) nicht mehr schmeckt sollte man den Club verlassen… hat mal ein kluger Mann gesagt oder so ähnlich. Oder doch noch auf ein Absacker-Becks mit Bratkartoffeln & Spiegelei im großartigen Frühstückslokal „Frühstücksei“? Nee, diesmal lieber nicht… also schnell ab ins Bett. Das ist jedoch leichter gesagt als getan.

Denn ein Highlight ist jedes mal die 45-minütige ÖPNV Moonliner-Fahrt von der Schleusenstraße bis zum Eschackerstraße an der Stadtgrenze Bremerhaven/ Schiffdorf mit BremerhavenBus. Quer durch das schlafende Bremerhaven geht’s nach hause. Nicht selten penn‘ ich auf dem Weg ein und erwache im schlimmsten Fall wieder dort wo ich eingestiegen bin (alles schon gehabt, war den besagten Freitag bzw. Samstag morgen allerdings nicht ganz der Fall).

Was gibt’s zu dem Freitag/Samstag abschließend noch zu sagen? Ach ja: schön wars (irgendwie). So viel man auch schimpft und meckert: ohne solche Abende in der Heimatstadt würde was fehlen (ja, dieser Beitrag darf als kleine Ode an die Seestadt gewertet werden).

3 Reaktionen zu “Oh nein oh nein oh nein, schlimm schlimm schlimm!”

  1. bjoerny

    Mir gehts bei meinen Heimatbesuchen nach 5 Monaten in Hamburg recht ähnlich… Jedenfalls auf das Thema Zeitmaschine bezogen *g*

  2. Anja

    also ich war zwar auch angetüdelt, kann mich aber noch recht gut erinnern. nix mit wattebäuschchen.
    bei der geburtstagsparty haste was verpasst. gute musik (3-5 nebenberufs-DJ’s zeigten was sie können), leckere getränke und speisen und irgendwann guckte man auf die uhr und es war halb 10.

    das gibt es nur in good old bremerhaven!

  3. HenningH

    Hmm.. Wie genau sieht man denn durch ein Wattebäuschchen? Das habe ich zugegebenermaßen noch nie probiert. 🙂

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